Gedanken von Danny zu Kleinanzeigen-Welpen und Hunden

Vermehrerhunde und...worauf Sie auch bei Kleinanzeigen im Internet achten sollten
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Beata
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Gedanken von Danny zu Kleinanzeigen-Welpen und Hunden

Beitrag von Beata »

geschrieben von Danny aus dem Forum:

Sie lesen eine Kleinanzeige – was lesen sie? „… liebevolle Aufzucht, gesunde Elterntiere, schöne wesensstarke Welpen…“
Hört sich gut an –aber wenn Sie ein Auto kaufen und da steht „Scheckheftgepflegt“ - glauben Sie das dem Verkäufer oder lassen sie sich das Scheckheft zeigen? Bremsen neu – glauben Sie das oder wollen Sie eine Quittung sehen? Nur 50.000 km gelaufen – schauen Sie bei der Besichtigung auf den Tacho? Selbstverständlich!

Bitte seien Sie beim Hundekauf genau so skeptisch!

Viele der Punkte die man prüfen sollte kann Ihnen der Zuchtverband abnehmen – wenn es einen gibt. Alle Hunde die mit Papieren verkauft werden haben einen Zuchtverband. Doch auch hier gibt es „Unterschiede“ – fragen Sie VOR Besichtigung der Welpen unter welchem Verband gezüchtet wird. Lassen sie sich die Zuchtbestimmungen zukommen und schauen Sie was der Zuchtverband bereits geprüft hat.

Immer wieder werden Welpen angeboten die wahlweise mit oder ohne Papiere verkauft werden – diese Papiere haben keinerlei Wert! Überprüfen Sie bei diesen Welpen immer alles selber! Besser noch nehmen sie sofort Abstand!

Liebevolle Aufzucht? Natürlich liebt jeder seinen Hund und die Welpen die geboren wurden – und wer nicht würde es vermutlich nicht zugeben…
Fragen Sie wo die Welpen geboren wurden, wo die Wurfkiste stand, wer war während der Geburt und die ersten Wochen für die Welpen da?

Es gibt „liebevolle“ Hobbyzüchter da bringen die Hündinnen die Welpen alleine auf die Welt – ja, klar, das machen die Tiere in der Wildnis auch aber sie wollen einen Familienhund und keinen Wolf! Die Welpen lernen schon in der Wurfkiste das Verhalten der Hündin zum Menschen – welches „Urvertrauen“ zum Menschen wird eine Hündin haben und ihren Welpen vermitteln die während der Geburt alleine in ihrer Wurfkiste liegt? Was ist mit Komplikationen? Bei diesem Wurf ist vielleicht alles gut gegangen aber ob die Hündin beim nächsten Wurf vielleicht stirbt weil niemand zu Hause ist der die Komplikationen bemerkt wissen sie nicht…
Welpen die im Wohnzimmer einer 4-köpfigen Familie geboren werden und dort aufwachsen haben in den ersten Wochen gar nicht die Ruhe die sie erst mal bräuchten. Welpen die im Stall zur Welt kommen dagegen „lernen“ nicht von Anfang an den Kontakt zum Menschen…
Zu einer liebevollen Zucht gehört ein beheizter „eigener“ Raum in dem die Hündin in Ruhe und unter Aufsicht des Züchters die Welpen zur Welt bringt – bei wirklich liebevollen Züchtern werden sie in diesem Raum oder direkt daneben eine Schlafgelegenheit sehen – der Züchter wird in der „heißen“ Phase seine Hündin nicht alleine lassen. Fragen Sie nach, lassen sie sich nicht abwimmeln, denn das bedeutet dass es etwas gibt was sie nicht erfahren sollen!
Beobachten Sie mal einen Wurf Welpen mit 6 oder 7 Wochen – das ist ein mehr oder weniger großer Haufen von nicht stubenreinen Tieren die sich ständig und überall „erleichtern“ und alles anfressen was sie erreichen – prüfen Sie die Umgebung in der die Welpen aufgewachsen sein sollen – glauben sie das? Oder ist die Umgebung viel zu „perfekt“ ?
Schauen Sie in der Zuchtbestimmung ob die Zuchtstätte abgenommen werden muss und wie sie beschaffen sein soll, dann sollte das Thema „liebevolle Aufzucht“ weitestgehend geklärt sein.

Gesunde Elterntiere? Glauben ist gut besser lassen sie sich das „Checkheft“ zeigen.
Prüfen Sie die Abstammungsunterlagen beider Elterntiere und vergleichen Sie die Ahnen um den Inzuchtwert der Welpen zu prüfen – in beiden Ahnentafeln nebeneinander sollte kein Vorfahre zweimal vorkommen! Prüfen Sie auch ob da z.B. „Alex vom Beispiel“ und an anderer Stelle „A. vom Beispiel“ steht – hierbei wird es sich um den gleichen Hund handeln!
Sind in den Ahnen der Zuchttiere (Mutter + Vater) Erbkrankheiten wie Krebs, HD, ED, Epilepsie, Autoimmunkrankheiten oder andere genetische Defekte vorgekommen, dann gibt es ein hohes Risiko dass bei den Nachkommen solche Krankheiten oder Defekte ebenfalls auftreten. Viele dieser genetischen Defekte treten erst nach vielen Jahren auf, vererbte Epilepsie zum Beispiel kann bis zum 6. Lebensjahr unerkannt bleiben, bei einem Nachkommen jedoch schon viel früher auftreten.
Informieren Sie sich vorher über Rassetypische Probleme und lassen sie sich alle wichtigen Dokumente zeigen – wer hat die z.B. HD-Auswertung gemacht? Welche Qualifikation hat derjenige? Der „normale“ Tierarzt kann zwar röntgen aber das Auswerten der Aufnahme sollte immer durch einen Spezialisten erfolgen.
Eine verantwortungsvolle Zucht arbeitet mit Datenbanken, in denen Krankheiten der Ahnen eingetragen und zu einem sogenannten "Zuchtwert" verarbeitet werden. Einem Liebhaberzüchter stehen solche Daten meistens nicht zur Verfügung - er weiß also gar nicht ob evt. die Großmutter oder die Tante der Welpen an Epilepsie leidet oder schwere HD hat.
Wo ist die „Bestätigung“ welcher Rüde der Vater ist - selbst wenn Ihnen ein Rüde vorgestellt wird können sie nicht sicher sein das es sich wirklich um den Vater der Welpen handelt! Sie können bei nicht mehr säugenden Welpen nicht mal wirklich sicher sein ob ihnen wirklich die Mutter vorgestellt wird - es gibt genug Massenzuchten die einzelne Würfe als liebevolle Hausaufzuchten "verkaufen". Hierbei wird eine gutmütige Hündin zur „Vorzeigemutter“ der abgabefähigen Welpen während die Gebährmaschinen vielleicht nur einige km weiter vielleicht aber auch 1000 km entfernt unter schlimmsten Bedingungen gehalten werden.
Pauschal kann man sagen das Zuchtverbände die für alle Rassen offen sind die Rassespezifischen Probleme meist nicht prüfen und auch keine Begrenzungen bezüglich Inzucht oder Zuchtwerten vorgeben. Bei Rassespezifischen Zuchtverbänden wurden die Elterntiere gesundheitlich und optisch geprüft und der Deckakt genehmigt bezüglich Inzucht und Zuchtwerten.

Schöne Welpen? Ja, die sind aber auch süß!
Natürlich, es liegt in der Natur der Dinge das Welpen süß sind. Das nennt sich Kindchenschema und wird bei Wikipedia sehr schön erklärt.
Seinen sie ehrlich zu sich selbst – haben sie so viel Erfahrung dass sie wirklich am Welpen erkennen können was „schön“ ist? Ist er einfach nur tapsig oder erkennt man am Laufen jetzt schon eine Fehlstellung? Ist er einfach nur plüschig oder hat er für die angegebene Rasse zu langes Fell? Erkennen sie einen Rückbiss? Klar ist der Welpe noch nicht stubenrein aber erkennen sie ob es vielleicht doch ein angeborener Nierenschaden sein könnte? Das Fell ist stupf – ein Zeichen für schlechte Haltung oder ist das normal für die Rasse? Apropos Rasse – erkennen sie am Welpen ob er so reinrassig ist wie der Verkäufer sagt? Was ist überhaupt rassetypisch? Entsprechen die Elterntiere eigentlich dem Rassestandard?
Wird vom Zuchtverband eine Wurfabnahme durchgeführt und wenn ja von wem? Optimaler weise gibt es den sogenannten Zuchtwart der vor Abgabe der Welpen diese besichtigt und entscheidet ob der einzelne Welpe dem Rassestandard entspricht und für die Abgabe den notwenigen Entwicklungstand erreicht hat.

Wesensstark? Ja klar, die kommen alle mutig angelaufen wenn Besuch kommt.
Ein unsicherer oder ängstlicher Hund vererbt dieses Wesen. Eine Mutterhündin, die sich ängstlich zurückzieht, Angst vor Menschen oder Geräuschen hat gibt ihren Welpen keine Sicherheit und keine gute Prägung mit auf den Weg. Schauen Sie sich die Elterntiere ruhig auch außerhalb ihrer gewohnten Umgebung an – ein Hund der im eigenen Wohnzimmer selbstsicher ist muss das nicht auch auf der Straße sein. Eine Mutterhündin die aggressiv ist gibt ebenfalls ihr Wesen an die Welpen weiter. Nicht zu vergessen ist der Vater der Welpen, denn auch er gibt seine Gene zu 50 % an seine Nachkommen weiter.
Was hat der Züchter bisher mit den Welpen gemacht? Ein guter Züchter hat in der Nähe der Welpen Hüte, Rasseln, verschiedene Bodenuntergründe, klappernde Schüsseln um die Welpen spielerisch an verschiedene Geräusche heranzuführen. Die Welpen sind bei Abgabe schon einmal Auto gefahren, waren in einer fremden Umgebung, kennen Halsband und Leine, Autos usw.
Je länger ein Welpe beim Züchter ist desto mehr Eindrücke muss er schon kennen. Ein Welpe der mit 16 Wochen noch beim Züchter ist MUSS schon regelmäßige Spaziergänge, Autofahrten, Fußgänger, fremde Hunde, Jogger, Kinderwagen etc. kennen gelernt haben! Ein Züchter muss immer damit rechnen dass ein Welpe länger als 8 Wochen bleibt und beschäftigt werden muss. Wenn er das das nicht leisten kann oder will geht er das Risiko ein das dieser Welpe sein Leben lang soziale Defizite hat. In der gewohnten Umgebung fällt das jedoch nur in Extremfällen auf – solange die Welpen sich sicher fühlen merkt man ihnen nichts an.
Nehmen sie auf keinen Fall einen Welpen der schon beim Züchter verängstig in der Ecke sitzt!!!

Zum Schluss noch einige Ratschläge für die Welpensuche:
Bitte lassen Sie sich Zeit! Ein Welpe ist kein T-Shirt das man mal schnell im Vorbeigehen mitnimmt.
Informieren sie sich bevor sie (womöglich sogar mit Kindern) Welpen anschauen gehen! Das Kindchenschema hatte ich ja weiter oben schon erwähnt.
Lesen in jedem Fall die Rassebeschreibung – bei Mischlingen die Rassebeschreibungen ALLER beteiligten Rassen, denn welche Wesenszüge beim Mischling später überwiegen könnte nur ein Hellseher sagen.
Nehmen sie am besten jemanden mit der sich mit Welpen und oder der gewünschten Rasse auskennt und viele Dinge objektiver beurteilen kann.
Es handelt sich um einen ungeplanten Wurf? Das ist sehr nett von Ihnen dass Sie dem Besitzer der Hündin einen der ungewollten Welpen abnehmen – dieser sollte froh darüber sein und wenn überhaupt NUR die Kosten für nachgewiesene Impfungen, Chip usw. ersetzt haben wollen. Ebenso Hunde die „mal einen Wurf haben sollten“ – schön, der Besitzer hatte jetzt seinen Spaß aber SIE brauchen das doch nicht über einen hohen Welpenpreis zu finanzieren!?!
Apropos Preis…
Rassehunde mit Papieren können je nach Rasse bis zu 2.000 € kosten – Sie halten das für übertrieben? Das ist Ihr gutes Recht, aber bitte prüfen Sie auch bei einem 500 € Welpen ob dieser Preis gerechtfertigt ist! Welche Untersuchungen und Prüfungen mussten vorher bezahlt werden, wie teuer war der Deckakt? Kosten für Zuchtverband, Wurfabnahme, Papiere? Wenn hiervon nichts angefallen ist sind schon 500 € übertrieben…

Zusatz von mir (Beata)

Sie zahlen bei manchen fragwürdigen Anzeigen vielleicht einen niedrigen Anschaffungspreis bei solchen "Züchtern"..... bedenken Sie aber bitte, dass SIE später derjenige sind, der die, manchmal zigfachen den Anschaffungspreis übersteigenden Tierarzt-oder Traienrkosten, zahlt und Sie am Ende mehr bezahlen, als für einen gesunden Rassehund aus nachweislich geprüfter und seriöser gesunder Zucht, weil der Welpe nicht gesund aufgezogen wurde oder aber es Erbkrankheiten in den Ahnen gab..

Rüde UND Hündin vor Ort...muss nicht, aber oft heisst das: ein Verpaaren von 2 Tieren ohne Rücksicht auf Erbkrankheiten oder Wesensmängel und geringe Kosten, daher sind dann die Welpen auch "billig".
Das was so ein Züchter "spart", das zahlen später möglicheweise Sie.... an den Tierarzt oder den Trainer.
Beata mit Hannemann und Lienchen
(Bajado-Chefchen, Fietemöpschen, Kulleräuglein Louis, Greta-Mauselchen, Basti-Kind, Babyhund Tristan, verrückter kleiner Ostfriese Karlson, Ihr seid immer bei uns)



alle medizinischen Tipps von mir bitte immer mit einem TA/HP absprechen
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